Die 1:1 Ansicht – eine wirklich sinnvolle Messgrösse?

Die Nachbearbeitung beziehungsweise -betrachtung von geschossenen Bildern gehört für jeden Fotografen einfach dazu, schliesslich sollen die Bilder im Endstadium immer etwas ausdrücken oder festhalten. Für eine optimale Schärfe wird aus diesem Grund ein Bild oftmals in entsprechenden Programmen mit der 1:1 Ansicht überprüft und auf Wackler und Ähnliches hin betrachtet. Grundsätzlich ist diese Idee natürlich durchaus plausibel und nicht ohne Grund hat sich diese „Messgrösse“ als Werkzeug zur Beurteilung fast überall etabliert. Jedoch sorgt sie auch für eine verzerrte Wahrnehmung, die einige Nachteile mit sich bringt. Doch wo genau liegen diese Nachteile?

Eine nicht ganz durchdachte Funktionsweise

Oftmals machen sich gerade Amateur-Fotografen keine grossen Gedanken darum, was genau eigentlich bei der Nutzung der 1:1 Ansicht passiert: Wer Zuhause einen FullHD-Monitor verwendet, der arbeitet im Regelfall mit einer Auflösung von ungefähr zwei Megapixeln. Kann die verwendete Spiegelreflexkamera jedoch eine Auflösung von 24 Megapixeln nutzen, so wird auf dem heimischen Monitor gerade einmal der zwölfte Teil des Bildes angezeigt, wenn die 1:1 Ansicht gewählt wird. Wer hingegen das Vollbild wählt, der verkleinert die Fläche des Originals auf 1/12 der vorherigen Fläche. Gerade grössere Auflösungen wirken bei der 1:1 Ansicht einfach nicht scharf, was natürlich auch nicht möglich ist – wer im Kino in der ersten Reihe sitzt der bekommt eben ein ganz anderes Bild zu sehen als ein Kinobesucher der letzten Reihe.

Wer die Entwicklung der modernen Kameramodelle in den letzten Jahren verfolgt hat, der wird festgestellt haben, dass die Hersteller immer mehr Megapixel anbieten – selbst Kameras von Smartphones können heute mit vier bis acht Megapixeln auftrumpfen. Wer sich dann allerdings auf die 1:1 Ansicht verlässt, der bekommt schnell Probleme: Wenn ein Pixel zum Beispiel bei zwölf Megapixel noch in Ordnung war und nicht verwackelt wirkte kann der selbe Pixel bei 24 oder gar 36 Megapixeln bereits als Störfaktor gelten. Schliesslich werden die Pixel bei höheren Auflösungen immer kleiner und wer dann die 1:1 Ansicht verwendet, der „zoomt“ sozusagen immer weiter an ein Motiv heran. Während sich Profis wie photoworkers.ch dieser Tatsache bewusst sind haben gerade Anfänger oftmals kein Verständnis dafür, warum die „schlechte“ Smartphonekamera im Vergleich mit der teuren Spiegelreflexkamera ein besseres Bild abliefert, wenn beide Bilder in der 1:1 Ansicht verglichen werden. Aus diesem Grund sollten Bilder von verschiedenen Kameras nur sehr vorsichtig miteinander vergleichen werden, da die Messmethoden nicht immer optimal für eine objektive Sicht sind.

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